Jesuitenmission in China. Jesuitenfriedhof in Peking
Ausstellung von 1.4. bis 21.5.2017
Mitten in Peking gibt es ein Kleinod, das in kaum einem Reiseführer beschrieben ist: Im Zentrum der Millionenstadt, hinter den Mauern einer Kaderschule der Kommunistischen Partei, befindet sich der Friedhof Zhalan Mudi mit 63 Grabsteinen. Bei den Verstorbenen handelt es sich um Jesuitenmissionare aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Die Mission im Reich der Mitte war der Versuch zweier Hochkulturen, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Auf päpstliche Anordnung brachte die Professoren-Elite europäischer Universitäten ihr Wissen in Astronomie, Physik und Landvermessung an den kaiserlichen Hof in China. Die Jesuiten stiegen als Mandarine in höchste Staatsämter auf, so Matteo Ricci (1552-1610), Johann Adam Schall von Bell (1592-1666) oder der gebürtige Landsberger Jesuit Ignaz Kögler (1680-1746). Der Direktor der kaiserlichen Sternwarte in China hatte in Landsberg das Jesuitennoviziat besucht, bevor er sein Studium in Ingolstadt aufnahm und dort Professor für Mathematik und Hebräisch wurde.
Vor rund 300 Jahren, am 14. März 1716, brach Kögler von Lissabon auf und erreichte Peking am 2. Januar 1717. Wie die Missionare vor ihm erlernte er die chinesische Sprache und übernahm Kleidung und Haltung chinesischer Gelehrter. Köglers Ankunft in China markiert die Zeit des Ritenverbots und einsetzender Christenverfolgungen. Trotzdem genoss Dai Jinxian, so Köglers chinesischer Name - übersetzt „der in Tugend Voranschreitende“ - als Direktor der kaiserlichen Sternwarte zu Peking und mit dem Ehrentitel eines Mandarins zweiten Ranges bei Hofe hohes Ansehen.
Die Ausstellung der Stadt Ingolstadt, kuratiert durch Dr. Dr. Gerd Treffer, bietet einen „Nachbau“ des Pekinger Jesuiten-Friedhofs. Ein Katalog informiert ausführlich über die Lebenswege der aus Belgien, Deutschland, Italien, Portugal, Frankreich oder anderen Ländern stammenden Jesuiten.
© Hannes Schleeh
Objekte aus dem Landsberger Sammlungsbestand, wie Astronomische Messinstrumente oder Kupferstiche aus dem ehemaligen Kolleg, erzählen von den Gefahren der unwegsamen Missionsarbeit und der Anpassung der Jesuiten an die chinesische Sprache, Kultur und lokalen Bräuche. Ihre Berichte bildeten die Grundlage für das europäische Wissen über das Reich der Mitte. Die in der Ausstellung zu hörenden Kompositionen chinesischer Flötenmusik („Air chinois“) des französischen Jesuitenpater und Cembalisten Jean Joseph Marie Amiot (1718-1793) belegen den Rückfluss chinesischer Musik nach Europa.