Städtische Museen

Landsberg am Lech

Museum mitgestalten

Partizipative Projekte im Stadtmuseum Landsberg

1.6.2023
Von Anna Leiter und Sonia Schätz

Was bedeutet Partizipation? Der etwas sperrige Begriff bezeichnet im Museumsbereich im Grunde die Möglichkeit für Besucher*innen und Bürger*innen, mitzugestalten. Nicht nur als passiver Konsument ins Museum zu gehen, sondern einbezogen zu werden, sich beteiligen zu können.

Bei der Entwicklung von Museumsinhalten beziehen wir immer wieder gesellschaftliche Gruppen ein und füllen die Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Geschichten, Perspektiven und Stimmen der Bürger*innen aus Stadt und Landkreis Landsberg. So erzählen wir Geschichte und Gegenwart der Stadt nicht nur aus Sicht des Museums, sondern auch aus Sicht der Menschen. Daneben schaffen wir auch in der Ausstellung selbst Stationen, an denen Besucher*innen aktiv werden und einen Beitrag hinterlassen dürfen. 

Derzeit laufen im Stadtmuseum mehrere partizipative Projekte. Unterstützt werden wir dabei von der Kulturwissenschaftlerin und freiberuflichen Kuratorin Carolin Keim. Im Folgenden geben wir einen kleinen Einblick.

Landsberger Vereine

In einer Vitrine stehen neben einem großen Fragezeichen einige Objekte: eine Tuba, ein Fußball, ein Gartenzwerg, eine Modelleisenbahn und ein Pokal.

In Vereinen bildet sich die Gesellschaft eines Ortes ab. Sie erzählen über den Ort und dessen Menschen, darüber, welche Themen diesen am Herzen liegen, für was sie sich engagieren und womit sie ihre Freizeit verbringen. In der neuen Dauerausstellung präsentieren wir im Raum „Stadtgesellschaft“ daher auch Landsberger Vereine. Genauer gesagt: Jährlich zeigen wir 12 unterschiedliche Gegenstände von Landsberger Vereinen. Und die Geschichten, die sich hinter den Objekten verbergen. Jeden Monat wechselt der Verein.

Im Februar haben wir in einem Aufruf Vereine eingeladen, sich an der Ausstellung zu beteiligen und nach Gegenständen gefragt, die Vereinsgeschichten erzählen. 18 Vereine haben sich auf unseren Aufruf gemeldet und steuern damit Objekte und Vereinsgeschichten für eineinhalb Jahre zu unserer neuen Ausstellung bei.

Die erste Hälfte der Vereine hat uns bereits besucht, Objekte übergeben und für Audioaufnahmen ihre Geschichten erzählt. Und so hatten wir in den letzten Wochen viele tolle Begegnungen mit Menschen, die voller Engagement und Begeisterung für ihren Verein brennen. Wir haben emotionale, berührende und beeindruckende Geschichten gehört – und bekamen jedes Mal selbst Lust, uns in diesen Vereinen zu engagieren. Egal, ob es um Spaß und Hobbies, Musik oder Sport, die kleine oder die große Bühne geht, darum Menschen zu unterstützen oder die Dorfgemeinschaft zu stärken.

Lech-Sound

Zwei Sprechblasen mit den Fragen "Wie klingt der Lech für dich?" und "Welche Gräusche verbinden Sie mit dem Fluss?" vor Lech-Foto

Gurgeln, plätschern, rauschen, dröhnen? Wie klingt der Lech für die Landsberger*innen? Wir wollten es genauer wissen und haben an einem Aktionstag auf dem Georg-Hellmair-Platz Stimmen von Passant*innen eingefangen.

Warum wir so neugierig sind? Für den Themenraum „Lech“ in der zukünftigen Dauerausstellung entsteht eine Soundkulisse. Sie macht ausgewählte Facetten des Lechs in einer Geräuschcollage hörbar. Neben den unterschiedlichsten Sounds des Flusses binden wir auch die Wahrnehmung der Menschen ein.

Lechrainer Mundart

Unsere Sprache dient der Kommunikation und ist Ausdruck von Identität. Ob wir Standardsprache, Umgangssprache oder Dialekt reden – wir definieren unsere Zugehörigkeit zu einer Gruppe damit. Sprache unterliegt dabei einem dauernden Wandel. In einer globalisierten Welt, in der sich Lebens- und Arbeitswelt verändern, sind immer mehr Dialekte im Aussterben begriffen – darunter auch das Lechrainische.

Doch einige Bewohner*innen aus dem Landkreis Landsberg kennen und sprechen sie noch, die Lechrainer Mundart. Mit ein paar von ihnen sind wir für die Ausstellung im Gespräch. Denn es entsteht eine Mitmachstation, an der Besucher*innen testen können, wie gut sie Lechrainer Mundart verstehen. Und sie erfahren, in welchem Zusammenhang bestimmte Ausdrücke verwendet wurden oder noch werden. Dafür sammeln wir momentan mit Mundartsprecher*innen Redewendungen und Dialektworte. Was dabei an Ausdrücken herauskommt, zauberte uns nicht nur einmal ein Lächeln ins Gesicht.

Fotoaktion "Mein Leben am Lech"

Lechwehr und Karolinenbrücke vor Landsberger AltstadthäusernFoto: Stadt Landsberg am Lech

Der Lech prägt das Stadtbild und ist wichtiger Teil des Lebens in der Stadt Landsberg. Aber wie genau beeinflusst der Fluss eigentlich Leben und Alltag der Menschen in Stadt und Landkreis? Wie lebt es sich am Lech?

Diese Fragen möchten wir zusammen mit Menschen aus Landsberg und Umgebung beantworten. Bei der Fotoaktion „Mein Leben am Lech“ sammeln wir daher bis Ende 2023 Bilder für den Themenraum „Lech“. Wir laden dazu ein, das eigene Leben am Lech fotografisch festzuhalten und die neue Ausstellung um persönliche Perspektiven zu bereichern.

Wie und wo verbringen die Menschen Zeit am Lech? Haben sie einen Lieblingsort? Ist der Lech für sie beruhigend, entspannend, laut, tosend, wild, Natur, Freizeitort, Ruhepol, Treffpunkt, Energiequelle, Geräuschkulisse, Lebensqualität, Spazierrevier…?

7. Januar 1951: Demonstration auf dem Landsberger Hauptplatz

Zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums werden wir uns im kommenden Schuljahr mit einem politisch brisanten Kapitel der Stadtgeschichte auseinandersetzen:  Die Kundgebung 1951 ging in die Geschichte ein, da mehrere tausend Menschen gegen die Hinrichtungen der zum Tode verurteilten NS-Verbrecher demonstrierten, die im Landsberger Gefängnis, dem damaligen War Criminal Prison, interniert waren. Der parteiübergreifende Appell an die „Menschlichkeit“ galt nicht den Opfern des Holocaust, sondern ihren hauptverantwortlichen Tätern.

Welche Haltung der frühen 50er Jahre drückte sich in den Ereignissen aus? Welche Rolle spielte Oberbürgermeister Thoma? Diesen und anderen Fragen gehen die Schüler nach, um nicht nur Schulklassen, die die Ausstellung besuchen werden, das Thema verständlich zu machen.

Begleiten Sie uns auf dem Weg zum neuen Museum! In unserem Sanierungsblog nehmen wir Sie mit hinter die Kulissen und erzählen Ihnen von unserem Alltag im Museum, von Fortschritten und Meilensteinen der Sanierung.

Wenn nicht anders angegeben, schreibt hier Anna Leiter, wissenschaftliche Mitarbeiterin.

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